Suizid, die Eltern
18 Mai 2021
Wenn Kinder sterben, dann stirbt für die Eltern die Zukunft.
Wir werden immer mal wieder gefragt „Wie geht es Euch?“ oder
„Ihr trauert immer noch?“.
Ein Typ, der meinte er wäre Kevins Freund, sagte mal, „… wir
sind doch nur die Eltern. Wie muss erst die Ehefrau leiden“.
Ich weiß, dass, wenn man so etwas nicht persönlich erlebt
hat, nicht nachvollziehen kann, wie es den Eltern tatsächlich geht.
Den wenn ein Kind stirbt, ist es nicht ähnlich wie wenn:
... ein Kind, wegzieht
... ein Kind weg rennt.
... ein gesundheitliches
Problem besteht
... ein Elternteil oder
Ehepartner stirbt
... ein Ehepartner
betrügt.
... eine Ehe endet.
... man eine schwere
medizinische Diagnose bekommt.
... ein Hund, Katze oder
anderes Haustier stirbt
Diese Lebens-Ereignisse sind alle verletzend, tragisch, traurig
und lebensverändernd. Doch ein Kind, das stirbt, ist nichts wie jeder dieser Verluste.
Während jeder von Ihnen herzzerreißend ist, gibt es nichts Ähnliches, wie an
einem Grab zu stehen und zuzusehen, wie sein Kind im Sarg in den Boden gesenkt
wird.
Keiner und nichts kann uns helfen. Gut tut eine echte
Anteilnahme und wenn andere mit uns über Kevin reden.
Der Schmerz und Sehnsucht ist auch nach 2 Jahren kein bisschen
weniger geworden. Im Gegenteil. Jeder Moment, seit wir Kevin suchen mussten,
hat sich in meinen Gedanken eingebrannt. Wie ich bis zum letzten Moment gehofft
habe, obwohl es mir ab Mittag bewusst war, …wie ich es erfahren habe, …wie ich
es meiner Frau und Tochter sagen musste, …wie die angeblichen Freunde von Kevin
versucht haben, uns zu täuschen, …die Beerdigung …
Jede Nacht träume ich von Kevin, bei den kleinsten Gegebenheiten
schießen einen die Tränen in die Augen. Unzählige male macht man sich Gedanken,
was hätte man anders machen können oder wie könnte ich jetzt wieder mit Kevin
vereint sein. Oft gehe ich dann in mein kleines Tonstudio, lass die Lieder von
Kevin laufen und spiele dazu. In diesen Momenten bin ich ganz bei Kevin. Alle
Sorgen und alle Trauer ist weg.
Ich wünsche niemanden, naja zumindest fast niemanden, dass
er so etwas erleben muss.