Suizid, das Opfer

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Suizid, das Opfer

Gedenkseite für Kevin Brand
Veröffentlicht von Uwe Brand in Suizid · 13 April 2021
Der Anstoß eines Suizids ist so vielfältig wie das Leben selber. In den allermeisten Fällen bleibt es bei einem Versuch.
 
Die Mehrheit geht davon aus, dass Menschen, welche Suizid begehen, schwer depressiv sind oder leichtfertig mit ihren Leben umgehen. Dem ist nicht so. Nur etwa 2% aller Menschen mit Depression begehen in Deutschland auch Suizid.
 
Selbstmordgedanken entstehen meist dann, wenn die Betroffenen einem (nach eigenem Empfinden) unerträglich hohen Leidensdruck ausgesetzt sind und sie keine Hoffnung mehr haben. Sie stellen sich die Frage, wofür es sich überhaupt noch zu leben lohnt – und finden keine Antwort darauf. Schließlich sehen sie als einzigen Ausweg aus der für sie unerträglichen Situation nur noch die Flucht in den Tod.
 
Die Impulsivität von Suizidhandlungen speist sich in der Regel aus einer gewissen Ambivalenz des Suizidenten hinsichtlich seines Wunsches tatsächlich zu sterben: Denn in den meisten Fällen möchten die Menschen mit Selbstmordabsichten gar nicht sterben und versuchen trotzdem, sich das Leben zu nehmen. Ganz selten ist die Selbsttötungsabsicht hundertprozentig.
 
Oftmals entwickeln sich die Selbstmordgedanken über einen längeren Zeitraum hinweg. Das wiederum ist gleichzeitig auch mit einem langen Leidensweg der Betroffenen verbunden.
Manchmal kann dann bereits ein in psychisch gesunder Verfassung als Kleinigkeit zu wertendem Vorkommnis das Fass sprichwörtlich zum Überlaufen bringen und der Auslöser für einen Suizid(versuch) sein.
 
Manchmal sind es aber auch äußere Ereignisse, die die Betroffenen in eine schwierige Situation bringen: Das kann beispielsweise der Verlust eines nahestehenden Menschen sein, schwere Erkrankungen, chronische Schmerzen, aber auch Schulden und Arbeitslosigkeit, Partnerschaftskonflikte und Trennungen.
 
Manchmal ist der Suizid auch eine Kurzschlusshandlung, die meist ohne langes Nachdenken über mögliche Konsequenzen entsteht – und das häufig auch ohne vorherige Warnzeichen.  1
 
Es ist diesen Menschen sehr schwer zu helfen. Bei einer Kurzschlusshandlung schon gar nicht. Mir hat eine Person, welche selber Suizid begehen wollte, das folgendermaßen erklärt wie das für einen Menschen ist, der keinen Ausweg mehr sieht: Du stehst in einem Raum in einer Ecke, das Gesicht der Ecke zugewandt. Hinter Dir steht jemand und sagt, schau nach links oder rechts, das leben geht weiter. Du schaust gerade aus, schaust nach links, schaust nach rechts, überall dunkle Wand.
 
Kevin ist über einen längeren Zeitraum gedemütigt worden. Eine reine Kurzschlusshandlung schließe ich aus. Eher war es so, dass einen Tag vor seinem Tod das Fass zum überlaufen gebracht worden ist. 22:52Uhr wollte Kevin noch aus der Situation fliehen. Er hat es nicht geschafft.
 
1 Quelle: www.therapie.de
 


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