Hilfe
Veröffentlicht von Uwe Brand in Die Zeit danach · 23 Juni 2020
Ich hätte früher niemals gedacht, dass es für Hinterbliebene
so schwer ist, professionelle Hilfe zu bekommen.
Als Nichtbetroffener denkt man, wofür Hilfe? Einfach eine
gewisse Zeit trauern und das Leben geht weiter. Dem ist aber nicht so. Wir
hatten Fragen und suchten Antworten. Man braucht Menschen, mit denen man über
das Geschehene reden kann und die einen ein Weg zeigen, wie man mit so einen
Verlust weiterleben kann.
Was sehr gut funktioniert hatte, waren die Seelsorger, die
einen in den ersten Tagen halfen, die Krankenkasse und unser Hausarzt. An
dieser Stelle wollen wir uns bedanken.
Später suchten wir nach Selbsthilfegruppen. Wir wurden nicht
fündig. Es gibt Gruppen für Verstorbene Eltern, Partnern oder Sternenkinder.
Wir haben eine Gruppe gefunden, die zu uns gepasst hätte, aber diese Gruppe
besteht schon ein paar Jahre und nimmt keine neuen Mitglieder auf, weil es die
bestehende Gruppe zurückwerfen würde.
Noch schlimmer ist die Situation bei Psychologen oder
Psychotherapeuten. Bei allen Psychologen, zu denen wir Kontakt aufgenommen
haben, kann man einmal im Monat für ca. 15 Minuten anrufen und einen Termin für
das nächste Quartal erhalten. Da stellt man sich erstmal vor und sieht, ob der
Psychologe zu einem passt. Wenn ja, gibt es nach einem halben Jahr einen Termin
für die erste Sprechstunde.
Fast überall hat es
aber nicht gepasst. Die meisten können mit dem Thema Trauer nichts anfangen. Wir
bekamen Antworten wie „Wenn Sie in 5 Jahren immer noch trauern, melden Sie sich
noch einmal, dann können wir helfen“.
Nur durch Zufall haben wir nach einem ¾ Jahr jemanden gefunden,
der uns hilft und auch versteht.
Danke